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17.08.2012

» Sommerschlußverkauf im Fasanenhof

Wolfgangs Losbude vergibt die Reste

Als Bürgerforum hatte es begonnen. Schnell wurde daraus ein Expertenforum definiert. Geblieben ist nun ein Holzforum, und ob es hier überhaupt noch um Expertise geht, ist sehr fraglich. Als Jury will man nun entscheiden, wer mit welchem Vorschlag den Zuschlag erhält, ein Stück Bürgerpark in künstlerischer oder sozialer Art zu verwerten.

Von den 177 gefällten Bäumen aus dem Mittleren Schlossgarten lagern 46 Stücke in der Stadtgärtnerei Fasanenhof. Es handelt sich um Stamm- und Kronenabschnitte von 35 Parkbäumen, die wir alle zuordnen konnten.

Blick auf den Lagerplatz der Stadtgärtnerei Fasanenhof. Das Holz wurde zusammengerückt und fortlaufend nummeriert. Zwei Jahrhunderte lang waren diese Bäume tabu, trotz Krieg, Not und Kälte .


Bisher ist es wohl nicht gelungen, die Reste des Schlossgartens an Künstler oder Kindergärten zu verscherbeln. Es wäre auch heikel, diese Stücke in der Öffentlichkeit auszustellen. Sie würden jedem als Schandmale einer verantwortungslosen Politik erscheinen müssen. Eine ausschließlich private Verwendung wäre allerdings ebenso fragwürdig, denn wer sollte nach welchen Kriterien zu welchem Preis die Beutestücke erhalten?

Jedes Stück hat eine Losnummer bekommen. Einige Äste haben immer noch grüne Austriebe.

Was schon Beine bekommen hat

Unsere Beobachtungen der Parkrodung haben den Verlust einiger Stammstücke ergeben, die auch nicht als Totholz im Feuerbacher Wald abgekippt worden sind. Der Stamm der Scheinakazie 222 ist gleich verschwunden. Weiter handelte es sich um die jeweiligen Unterteile von Baumhöhlen. Vermutlich wollte man genau das damit verhindern, was uns durch einen Zufall gelungen ist, nämlich der Nachweis, dass Juchtenkäfer und Fledermäuse als Baumbewohner nicht geschützt waren. Allerdings ist auch so manches wertvolle Stammstück abgetrennt worden und hat seinen Liebhaber gefunden. Natürlich gab es auch Sammler von Baumscheiben – solche Souvenirs einer so unsäglichen Tat haben auch ihren Wert.

Der Stamm der Esche 257 wurde abgetrennt, wie man am durchgeschnittenen K erkennen kann. Dieses Phänomen findet sich an vielen Bäumen.

 

Was für eine Dimension. Die Chance haben erst seine Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel wieder ...

 

Das Verscherbeln des Schlossgartens

Man kann nun, ein halbes Jahr nach der Rodung des Schlossgartens, diesen Versuch, den Frevel durch eine vermeintlich gute oder fürsorgende Aktion zu kaschieren, als gescheitert ansehen. Natürlich hindert es die Verantwortlichen nicht daran, weiterhin nach Komplizen zu suchen. Zumal der Holzhaufen der Bahn einen Lagerplatz der Stadtgärtnerei in Anspruch nimmt.

Aus unserem Auktionskatalog: Wer sich ein Stück Holz erwählt, soll wissen, was er bekommt. Andere Wahlentscheidungen bergen sicher mehr Überraschungen.


Vierzig Baumreste wurden mit Losnummern versehen. Ob Interessenten dafür einen Katalog erhalten? Werden sie darüber aufgeklärt, aus welchem Raubbau das Holz stammt? Wir können ein wenig aushelfen. In unserem Bildarchiv sind unter dem Datum des 1.8.2012 die Bilder aller angebotenen Stücke verlinkt. Schnell bekommt man dadurch ein Bild, welch erhabene Erscheinung vernichtet und als kümmerlicher Rest feilgeboten wird.

Ohne Losnummern sind die drei Stämmlinge der Eiche 154 und die Platane 365.

 

Ebenfalls ohne Losnummern das Kronenstück des Götterbaums 384 und die Platane 358.

 

Wir sind ebenso gespannt darauf, wer die Stämmlinge der schönen Eiche, die Stämme der Platanen und die Krone des Götterbaums außerhalb der Auktion bekommen soll. Sie lagern etwas abseits am Rand des Lagerplatzes und haben keine Losnummern erhalten. Oder ist das der Preis, den die Bahn an die Stadt für die Lagerung und die Abwicklung des Geschäfts bezahlt?

Wir hoffen sehr, dass dieser scheinheilige Missbrauch von Künstlern und den Bedürfnissen von Kindern nicht gelingt. Den Initiatoren und Abnickern des Frevels sollen die Bäume weiterhin als Problem an den Hacken kleben bleiben.

 

Der Arbeitskreis Baumpaten bedankt sich bei den Einsendern der Bilder.